Bungee Jumping Ensemble

Montag, 19. März 2007

Wir sind im - Theater

Wunderschönes Wochenende - mit gleich zwei Besuchen im Theater Wedel. Nicht etwa, weil ich am Samstag nichts besseres zu tun hatte, sondern um meinen 12-jährigen Patensohn ins Theater zu begleiten. Ich kann mir eigentlich keinen besseren Einstieg vorstellen als Bungee Jumping im Theater Wedel.

Der Reihe nach.

  • Das Stück
    Die Geschichte ist ja schnell zusammengefasst: Ein cross-over zwischen 'Vom Fischer und seiner Frau' und 'Ein unmoralisches Angebot'. Aber soviel mehr an Zwischentönen - was bestimmt unsere Träume, was unser Handeln? Wir erklären wir uns die Realität? Wie reagieren wir, wenn uns jemand unser Weltbild kaputt macht.
    Und all dies auch noch aus verschiedenen Perspektiven und Varianten, die die Identifikation des Publikums mit einzelnen Personen immer auch wieder stört.
    Wo findet man solche Stücke, Günter? Gibt's davon mehr?
  • Die Inszenierung
    Ich glaube, hier ist etwas seltenes gelungen: Die Inszenierung hat all die eben geschilderten Aspekte aufgegriffen, klar herausgearbeitet; hat die Brüche im Text nicht nivelliert sondern benutzt; hat die Varianten bestehen lassen. Hat die Schauspieler und das Publikum herausgefordert - und belohnt, wenn die Herausforderung angenommen wurde.
    Den Ausgleich zwischen Texterfordernissen, Publikumserwartungen, Regieeinfällen und Möglichkeiten der Bühne und der Schauspieler ist dir vollkommen gelungen.
    Das ist etwas, das durch das - ja sachlich durchaus zutreffende - Label 'Amateurtheater in der kleinstädtischen Provinz' nicht angemessen beschrieben ist; das ist Kunst.
  • Die Schauspieler
    Ich hatte das ja schon nach meinem Probenbesuch geschrieben: Ich war von der Intensität und Konzentration sehr beeindruckt. Aber da hatte ich ja nur Florian und Beni gesehen, daher nochmal verstärkt und auch für Cosma und Ben.
    Ihr müsst den ganzen oben beschriebenen Kram ja umsetzten: die Träume, die Fragen, die Brüche - und nur dadurch wird das ganze zu einem Ereignis.
  • Das Publikum
    Tja Günter - das ist jetzt deines. Die Mundpropaganda läuft, die Lokalblätter berichten, Wedeler Schulklassen haben sich angesagt. - 'Sturm und Drang' kriegt so eine Identität, auf die du in den nächsten Jahren aufbauen kannst.

3 Kommentar(e):

Günter hat gesagt…

Vielen Dank für diese Zeilen - aus Deinem Mund so ein dickes Lob, das tut schon richtig gut :))

Ich durfte in Coburg erleben, dass die vielgeschmähte "Provinz" durchaus in der Lage ist, großes Theater zu machen. Der ehemalige Münchner Intendant und Vorsitzende des Deutschen Bühnenvereins August Everding fasste das in einem tollen Satz zusammen: "Provinz ist, was man selbst daraus macht."

Ähnliches gilt sicher auch für das Amateurtheater. In Wedel haben wir das riesige Glück, dass wir ein eigenes Haus besitzen, einen hauptamtlichen Künstlerischen Leiter und eine Truppe hochmotivierter und belastungsfähiger Mitspieler.

Ach ja: solche Stücke, lieber Fitzlade, findet man vor allem in der sogenannten "Provinz": dort gibt es noch ausreichend Theatermenschen ohne allzu ausgeprägte Profilneurose, die eben solche Stücke ausbuddeln. Es gibt reichlich davon und mittlerweile sogar (siehe Lutz Hübner) von guten deutschsprachigen Autoren ...

Florian hat gesagt…

Danke Markus für deine überwältigende Kritik! Sie bedeutet mir viel!

Ben hat gesagt…

ja, schade nur, dass wir nicht so gut verkauft sind, wie die kritiken alle nahelegen sollten. aber vielleicht ist dies ja ein stück für die abendkasse, so wie neulich die zuschauerzahl sich noch verfünffacht hat. Frohen Mutes auf zum Theater, das ist auch für mich imerwieder in wunderschöner abend.
gruß Ben